Wie die Mayerhofers ihren Milchviehbetrieb revolutionieren
Die Geschichte der Mayerhofers ist eine dynamische Mischung aus Tradition und zukunftsweisender Innovation. Ihr Hof ist nicht nur ein Modell für eine klimafreundliche Milchproduktion, sondern auch ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie sich die traditionelle Landwirtschaft weiterentwickeln kann, um den Anforderungen der modernen Welt gerecht zu werden.
Quelle: Unsere Bayrischen Bauern e. V.
„Ich glaube, dass man als konventioneller Landwirt wirklich viel für die Nachhaltigkeit tun kann", meint Monika Mayerhofer.
Und ihre Erfolgsbilanz bestärkt sie in dieser Ansicht. – Gemeinsam mit ihrem Mann Johann und ihren drei Töchtern sowie dem Schwiegersohn hat Monika Mayerhofer ihren Milchviehbetrieb „Adlmoar“ in Vogtareuth (Bayern) zum Erfolg geführt. Ihr Markenzeichen ist ein starkes Engagement für Innovation und Umweltverantwortung – ein Ansatz, der nicht unbemerkt geblieben ist. Im vergangenen Jahr wurde ihr Betrieb mit dem renommierten Sonderpreis 2023 für klimafreundliche Milcherzeugung ausgezeichnet. Mit diesem vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten verliehenen Preis, wird ein Milchviehbetrieb ausgezeichnet, der die Treibhausgasemission wirksam reduziert. Der Adlmoar-Hof erhielt die Auszeichnung für seine vielfältigen Strategien, die zu einem sehr geringen Kohlenstoff-Fußabdruck pro erzeugtem Kilogramm Milch führen.
Ein Bauernhof mit tiefen Wurzeln
Bevor wir einen Blick darauf werfen, wie sich der Hof auf die Zukunft vorbereitet, wollen wir zunächst seine Wurzeln erkunden. Die Geschichte des Mayerhofer-Hofs, der in der malerischen bayerischen Landschaft liegt, reicht in eine Zeit zurück, lange bevor Nachhaltigkeit zu einem Schlagwort wurde. Monika ist auf dem Adlmoar-Hof aufgewachsen, den sie und ihr Mann Johann – besser bekannt als Hans – seit 2001 gemeinsam bewirtschaften.
„Wer mich heiratet, heiratet auch den Bauernhof", sagt Monika lachend. Hans lächelt und antwortet, dass er diese Entscheidung nicht bereut hat. Die Kombination ihrer individuellen Stärken hat zu einer starken und erfolgreichen landwirtschaftlichen Partnerschaft geführt, die auf gegenseitigem Vertrauen und einer klaren Aufgabenverteilung beruht, was ein wesentlicher Bestandteil des Erfolgs des Hofes ist.
Heute leben auf Adlmoar-Hof 75 Kühe und eine ähnliche Anzahl von Jungrindern. Die Jungrinder grasen frei auf den fünf Hektar Kurzrasenweiden des Hofes, die Teil eines vielfältigen, landwirtschaftlichen Ökosystems sind. Der gesamte Betrieb erstreckt sich über 94 Hektar, von denen 32 Hektar Wald sind.
Die Familie hat Fleckvieh-Rinder – eine Rasse, die für ihre robuste Gesundheit, Langlebigkeit und Doppelnutzung (Milch und Fleisch) bekannt ist – und unterstützt damit die Nachhaltigkeitsziele des Betriebes. Die Widerstandsfähigkeit der Rasse bedeutet, dass die Kühe über einen längeren Zeitraum produktiv bleiben, wodurch der Bedarf an neuen Tieren reduziert und die Umweltauswirkungen des Betriebes weiter minimiert werden.
Quelle: Unsere Bayrischen Bauern e. V.
Nachhaltige Praktiken und technologische Integration
Die tiefe Verbundenheit der Mayerhofers mit ihrem Land und ihren Tieren prägt ihren landwirtschaftlichen Ansatz – ein Ansatz, der nahtlos eine Verpflichtung zur Natur mit technologischer Innovation verbindet. Ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg war die Installation des DeLaval VMS™ V300 in ihrem Stall im November 2018. Es folgte die Ergänzung durch die digitalen Services von DeLaval Plus, die den Betrieb weiter verbessern. Sie sagen, dass diese Lösungen nicht nur die Effizienz des Betriebes verbessern, sondern auch eine entscheidende Rolle beim Erreichen ihrer
Quelle: Unsere Bayrischen Bauern e. V.
Hans denkt über die Vorteile dieser Technologie nach: „Man hat einfach viel mehr Daten, mit denen man arbeiten kann. Ohne die Daten des Roboters hätten wir unser Futtermittel-Effizienzprogramm in dieser Form nicht umsetzen können. Auch die Milchmenge konnten wir sehr gut verfolgen. Auf dem Betrieb arbeitet einfach alles gut zusammen."
Die Einführung eines VMS™ hat auch das Wohlbefinden der Kühe deutlich verbessert. Monika sagt: „Seit wir den Melkroboter installiert haben, ist unser gesamter Tagesrhythmus ausgeglichener geworden. Die Kühe entscheiden nun selbst, wann sie in den Stall gehen, nämlich dann, wenn das Euter zwickt. Seitdem sind die Kühe viel ruhiger und entspannter. Wir konnten das Wohlbefinden der Tiere enorm steigern.“
Die Gestaltung des Betriebes fördert auch ein positives Umfeld für die Kühe. Die Kühe sind im Laufstall untergebracht, in dem sie viel Platz haben, um sich frei zu bewegen. Der Stall ist mit Kuhbürsten ausgestattet, die zur Fellpflege und zum allgemeinen Wohlbefinden beitragen. "Wellness für die Kühe", wie Monika es ausdrückt, wird auf dem Hof großgeschrieben.
Auch das Jungvieh profitiert von der Aufteilung des Hofes: Auf den großzügigen Jungviehweiden und im Außenbereich haben sie viel Platz, um sich zu bewegen und ihr Sozialverhalten zu entwickeln.
Quelle: Unsere Bayrischen Bauern e. V.
Aber ihre Nachhaltigkeitsziele hören nicht beim Stall auf, sondern umfassen auch andere Bereiche:
- eine güllebasierte Biogasanlage mit Abwärme-Nutzung
- einen geschlossenen Nährstoffkreislauf
- ein Toteisbecken
Biogas
Im Jahr 2009 installierten die Mayerhofers eine 50-kW-Biogasanlage, die mit Gülle, Mist und Futterresten betrieben wird und zu einem Eckpfeiler ihres Betriebes geworden ist. Um ihre Energieunabhängigkeit weiter zu stärken, haben sie außerdem eine 65-kW-Photovoltaikanlage mit einem 30-kW-Panel installiert, das der Sonne nachgeführt wird, um die Energieproduktion zu maximieren. Diese Kombination aus Biogas und Solarenergie hat den Betrieb zu einem Musterbeispiel für die Nutzung erneuerbarer Energien gemacht, wodurch die Abhängigkeit von externen Energiequellen verringert und der CO2-Fußabdruck erheblich verkleinert wurde.
„Wir erzeugen unseren eigenen Strom und speisen den Überschuss ins Netz ein“, erklärt Hans. Die Abwärme der Biogasanlage wird zum Beheizen verschiedener Bereiche des Hofes genutzt, darunter der Roboterraum, die Wohnräume und die Werkstatt sowie eine Trocknungsbox für Getreide, Hackschnitzel und Heu.
Die Biogasanlage trägt auch zur Tiergesundheit bei. Durch die Einspeisung von minderwertigem Futter in die Biogasanlage stellen die Mayerhofers sicher, dass ihre Kühe nur hochwertiges Futter erhalten, was sich positiv auf den Zellgehalt der Milch auswirkt. „Schlechtes Futter kommt in die Biogasanlage, die Kühe bekommen nur das Beste – das wirkt sich auf die Gesundheit der Kühe aus“, sagt er. Ungenutzte Futtermittel oder Futterreste werden ebenfalls in die Biogasanlage geleitet, wo sie Strom erzeugen und das verbleibende Material zu hochwertigem Dünger wird, wodurch ein natürlicher Kreislauf entsteht.
Geschlossener Nährstoffkreislauf
Eine andere Strategie konzentriert sich auf die Minimierung von Futterresten und die Schließung von Nährstoffkreisläufen in ihrem Betrieb. Eine dieser Methoden ist die gezielte Fütterung, die darauf abzielt, die Ernährung der Tiere zu optimieren, indem das Futter genau auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt wird. Dieses geschlossene Kreislaufsystem ist ein perfektes Beispiel dafür, wie die Mayerhofers Nachhaltigkeit in zahlreiche Aspekte ihres landwirtschaftlichen Betriebes integriert haben.
„Durch gezielte Fütterungsmethoden haben wir unseren Betrieb effizienter und umweltfreundlicher gemacht. Wir haben die Futterkosten gesenkt, die Milchleistung erhöht und die Harnstoffmenge reduziert. Ein gutes Stickstoff-Management hilft uns, einen ausgeglichenen CO2-Fußabdruck zu erhalten. Insgesamt ist es unser Ziel, die Nährstoffe in unserem Betrieb so vollständig wie möglich zu nutzen und den Zukauf von Fremdstoffen zu minimieren“, sagt Hans.
Quelle: Hans Mayerhofer
Toteisbecken
Als Krönung ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen haben sie auch ein seit langem zugewachsenes Eisbecken auf ihrem Land renaturiert! Das Becken, das vor Zehntausenden von Jahren von einem Gletscher gebildet wurde, war von der Vegetation zugewachsen. In Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband haben sie dieses natürliche Merkmal wiederbelebt, um die Artenvielfalt zu fördern.
Quelle: Unsere Bayrischen Bauern e. V.
Herausforderungen und Chancen der nachhaltigen Landwirtschaft
Der Weg zu einem nachhaltigen Betrieb war zwar sehr lohnend, aber auch mit einigen Herausforderungen verbunden. Die beiden räumen ein, dass die Einführung neuer Technologien und Verfahren sowohl eine finanzielle Investition als auch die Bereitschaft zur Veränderung erforderte. „Wir sind immer überschaubare Risiken eingegangen und haben es nie übertrieben. Damals war es noch ein Risiko, weil es nicht jeder gemacht hat“, erinnert sich Hans.
Bei der Entscheidung, welche Investitionen getätigt werden sollen, gilt für die Mayerhofers der Grundsatz, dass Nachhaltigkeit auch rentabel sein muss. „Nachhaltigkeit ist wichtig, aber sie muss auch finanziell tragbar sein. Das müssen wir im Auge behalten“, fügt Hans hinzu.
Das bedeutet, dass die Mayerhofers konsequent ein Gleichgewicht zwischen ökologischer Verantwortung und wirtschaftlicher Tragfähigkeit herstellen, indem sie strategische Investitionen tätigen, die sowohl die Nachhaltigkeit als auch die Rentabilität des Betriebes verbessern. Dieser sorgfältige Ansatz stellt sicher, dass ihr Engagement für die Umwelt mit der Aufrechterhaltung eines erfolgreichen und finanziell gesunden Betriebes einhergeht – und sie freuen sich, dass ihre nachhaltigen Verfahren erhebliche Vorteile bringen, einschließlich einer verbesserten Tiergesundheit und beeindruckender Kosteneinsparungen bei der Energie.
Das Engagement der Mayerhofers für Nachhaltigkeit geht über ihren eigenen Hof hinaus. Hans ist Gründungsmitglied der Initiative „Zivilcourage“, die sich für GVO-freie Zonen in Bayern einsetzt. Diese Initiative ist für den Erhalt der Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren von entscheidender Bedeutung und deckt sich mit dem Engagement des Ehepaars für die Erzeugung hochwertiger, gentechnikfreier Milch. Seit 2016 unterstützen Hans und Monika durch ihr ehrenamtliches Engagement bei Unsere Bayrischen Bauern e. V. öffentlichkeitswirksame Projekte und Initiativen, die sich für die heimische Landwirtschaft einsetzen.
Quelle: Unsere Bayrischen Bauern e. V.
Ausblick – die Zukunft der Landwirtschaft
Monika und Hans werden die Nachhaltigkeit ihres Hofes weiter verbessern, indem sie sowohl konventionelle als auch ökologische Verfahren integrieren. Sie glauben, dass dieser ausgewogene Ansatz zu einer produktiveren und umweltfreundlicheren Zukunft der Landwirtschaft führen wird.
Monika denkt über die Bedeutung dieses Gleichgewichts nach: „Wir haben einen konventionellen Betrieb, bewirtschaften aber auch extensive Flächen, die für uns wichtig sind. Wir glauben, dass ein Gleichgewicht zwischen den beiden Bereichen die Landwirtschaft der Zukunft prägen wird. Es ist wichtig, an die Zukunft zu denken und an unsere Verpflichtung, künftigen Generationen eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Außerdem ist es befriedigend zu wissen, dass wir etwas Positives für die Umwelt tun und den Boden nicht ausbeuten. Mit gutem Gewissen Landwirtschaft betreiben zu können, ist ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit.“
Wenn es etwas gibt, das man auf dem Adlmoar-Hof lernen kann, dann ist es Harmonie – Tradition mit Innovation, Rentabilität mit Nachhaltigkeit und die Bedürfnisse von heute mit der Verantwortung von morgen in Einklang zu bringen.